Dieses Keyboard von Technics mit der Bezeichnung SX-KN1000 wollte von heute auf morgen nicht mehr funktionieren. Die Anzeige und sämtliche Tasten reagierten zwar noch, auch die MIDI-Ausgänge konnten noch genutzt werden, allerdings kam kein einziger Ton mehr aus dem Gerät. Auch am Kopfhörerausgang oder am Line-out-Anschluss lagen keine Audiosignale an. Es lag also anscheinend ein Fehler im Verstärkerteil vor. Mit etwas Glück war es nur eine Kleinigkeit.
Hier eine Innenansicht des Technics SX-KN1000. In der Mitte des Bildes zu sehen ist das Mainboard des Gerätes mit der Klangerzeugung. Im vorderen Teil des Gehäuses befindet sich die Platine für das "Digital Reverb", also die elektronische Schaltung für den digitalen Halleffekt, wie es im Service Manual des KN 1000 heißt. Links hinten befindet sich die Platine, die unter anderem den Verstärkerteil sowie das Netzteil enthält. Also sollte der Fehler doch sehr wahrscheinlich hier zu finden sein. Ich entschloss mich also, diese Platine etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
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Erst nach dem Ausbau der Platine wurde klar, wo der Fehler zu finden war. Einer der integrierten Spannungsregler im Gerät gab offensichtlich keine Spannung mehr an die Verstärkerelektronik ab. Wie sich später herausstellte, konnte er das auch gar nicht, da die Verbindung vom Spannungsregler zur Platine wegen einer kalten Lötstelle unterbrochen war. Es handelte sich um das IC 2, das in der Abbildung rechts am Kühlkörper montiert zu sehen ist. Nach dem Ausbau der Platine und dem Nachlöten der betroffenen Lötstelle war die Verbindung wiederhergestellt und der Verstärkerteil des Keyboards funktionierte wieder, und zwar sowohl über die Lautsprecher als auch über die Ausgänge und den Kopfhöreranschluss.
Da ich das Gerät ohnehin auseinander gebaut hatte, nahm ich auch das Diskettenlaufwerk etwas genauer unter die Lupe. Wie schon befürchtet, war der Antriebsriemen verschlissen, außerdem war das Diskettenlaufwerk stark verschmutzt. In der Abbildung zu sehen ist das Laufwerk im bereits gereinigten Zustand und mit einem neuen Antriebsriemen versehen. Das Diskettenlaufwerk befindet sich in einer separaten Einheit, die auch ohne das Zerlegen des Keyboards ausgebaut werden kann.
Ein erster Probelauf des Diskettenlaufwerks sah zunächst recht vielversprechend aus. Eine Diskette wurde erfolgreich formatiert, sodass die Hoffnung groß war, dass dieses Diskettenlaufwerk wieder einwandfrei funktionieren würde. Allerdings sollte es dann doch nicht ganz so einfach sein, wie es anfangs aussah.
Hier in dieser Abbildung zu sehen ist das Display des Gerätes, auf dem das Formatieren der Diskette anzeigt wird. Zwar wurde die Diskette anscheinend einwandfrei formatiert, allerdings konnten weder Daten abgespeichert noch von einer Diskette gelesen werden. Auch die Verwendung anderer Disketten änderte nichts daran.
Das Diskettenlaufwerk des KN1000 wurde also leider umsonst repariert und gereinigt. Leider konnte auch nicht ohne Weiteres ein herkömmliches Diskettenlaufwerk aus einem Computer eingebaut werden, da dieses Exemplar hier über einen 24-poligen Anschluss verfügte, wie dieser eher seltener zum Anschluss von Diskettenlaufwerken verwendet wird. Es gibt zwar sogenannte Slim-Laufwerke, die ebenfalls mit Flachkabeln wie diesem hier mit dem Computer oder Controller verbunden werden, allerdings besitzen diese in der Regel einen 26-poligen Anschluss, der kaum mit diesen hier kompatibel sein dürfte.
In dieser Abbildung zu sehen sind die Anschlüsse eines herkömmlichen Diskettenlaufwerks mit 34 Pins für den PC (oben). Darunter sehen Sie das im Technics SX-KN1000 verbaute Diskettenlaufwerk mit dem Flachkabel: Über dieses erfolgt auch die Stromversorgung des Laufwerks, während das "normale" PC-Laufwerk über einen separaten Stromanschluss verfügt, hier oben rechts im Bild zu sehen. Die einzelnen Anschlüsse der Laufwerke waren allerdings sowohl bei der einen als auch bei der anderen Ausführung vorhanden, sodass theoretisch ein einfaches Adapterkabel bzw. ein geänderter Anschluss an der Platine des Keyboards möglich sein sollte, um das herkömmliche PC-Laufwerk einzusetzen. Eine Anschlussbelegung sowohl für den 34-poligen herkömmlichen Anschluss als auch für den 24-poligen Anschluss dieses Laufwerks und eines Adapters habe ich nach einiger Zeit der Suche im Internet auf dieser Seite gefunden. Die Verdrahtung sollte nach dem folgenden Schema erfolgen:
Die Anschlüsse für die Stromversorgung des Diskettenlaufwerks (+5 Volt) konnten mithilfe von Pin 1 und/oder 2 auf der Controllerplatine erfolgen (vom äußeren Rand der Platine an gezählt) sowie mit einem der Masseanschlüsse auf der Platine. Die Durchnummerierung der Anschlüsse auf der Controllerplatine im Keyboard ist allerdings etwas verwirrend, da sie genau entgegengesetzt erfolgt wie am 24-Pin-Anschluss direkt am Diskettenlaufwerk, das ursprünglich eingebaut war. Hier war also Vorsicht geboten, auch was die übrigen Anschlüsse für das Diskettenlaufwerk betrifft.
Die Verkabelung des PC-Laufwerks erfolgte mithilfe eines Anschlusskabels für eine Festplatte an den IDE-Port eines PCs, die 40 Anschlüsse hat. Die nicht benötigten Leitungen wurden später einfach abgeschnitten, hier um oberen Teil des Bildes zu sehen. Die anderen Leitungen wurden entsprechend dem Anschlussschema mit den Anschlüssen auf der Platine für den Controller im Keyboard verbunden. In dieser Abbildung ist auch der mit einem Stift eingegebene Pin 1 auf der Platine zu sehen. Die Beschriftung der Platine ist genau anders herum. Hier liegt Pin 1 auf den nach innen zeigenden Seite des Anschlusses für das Diskettenlaufwerk. Der separate Stromanschluss des Diskettenlaufwerks wurde später noch angeschlossen (hier im Bild noch nicht zu sehen). Für das Diskettenlaufwerk wurde lediglich einer der beiden schwarzen Masseanschlüsse sowie die Leitung für die 5-Volt-Stromversorgung des Laufwerks benötigt. Diese Anschlüsse wurden später auf der Controllerplatine angelötet.
Leider reichte der alleinige Anschluss des Laufwerks auf der Controllerplatine des Keyboards nicht aus, um das Diskettenlaufwerk nutzen zu können. Zwar lief der Motor des Laufwerks an, allerdings konnten weder Daten gelesen noch geschrieben werden. Das Keyboard gab lediglich eine Fehlermeldung aus, dass keine Diskette gefunden wurde. Auf der Internetseite, die bereits weiter oben verlinkt wurde, fand ich auch die Lösung für dieses Problem. Es mussten auf der Platine des Diskettenlaufwerks einige Modifikationen vorgenommen werden. So mussten zwei Brücken geändert werden, außerdem wurde eine zusätzliche Kabelverbindung benötigt. Der Jumper in Form einer Lötbrücke musste von DS1 auf DS0 geändert werden (Markierung oben rechts). Ein 0-Ohm-Widerstand (quasi auch eine Brücke) musste von DC auf RDY umgelötet werden (untere Markierung im Bild). Die benötigte Lötbrücke, welche den Anschluss mit der Bezeichnung OPB mit der Betriebsspannung verbindet (Markierung in der Mitte), ist in der folgenden Abbildung zu sehen.
Die drei Modifikationen auf der Platine des Diskettenlaufwerks bewirken mehrere Dinge: Zum einen wird die Laufwerksadresse des Diskettenlaufwerks fest auf den Buchstaben A geändert (Laufwerk 1). Die zweite Änderung durch das Umsetzen des 0-Ohm-Widerstandes ist notwendig, um den Anschluss RDY (Abkürzung für Ready) auf Pin 34 des Diskettenlaufwerksanschlusses bereitzustellen. Die Kabelbrücke schließlich sorgt dafür, dass die Betriebsspannung auf Pin 2 bereitgestellt wird. Ob alle Modifikationen für das Technics KN1000 benötigt werden, habe ich nicht weiter überprüft. Allerdings bewirkten diese Modifikationen, dass das Laufwerk in diesem Keyboard genutzt werden konnte. Ursprünglich wurden diese Modifikationen auf der genannten Webseite durchgeführt, um ein Diskettenlaufwerk wie das hier genutzte an einem alten Computer von Panasonic nutzen zu können, die über den gleichen Anschluss für das Diskettenlaufwerk verfügt wie das Keyboard.
Um die Erkennung für HD-Disketten zu deaktivieren, wurde der entsprechende Schalter aus dem Laufwerk ausgelötet (siehe dazu auch die Markierung in der Abbildung). Das Laufwerk im Technics KN1000 kann nur DD-Disketten mit einer Speicherkapazität von 720 KB verarbeiten statt der am PC üblichen 1440 KB.
Hier ist das Keyboard mit provisorisch eingesetztem Diskettenlaufwerk aus dem PC zu sehen. Jetzt funktionierte das Formatieren einer Diskette einwandfrei, der Schreib-Lesekopf wurde angesteuert, und auch das Schreiben von Daten auf die Diskette und das anschließende Auslesen funktionierten nun endlich wieder einwandfrei.
Das Laufwerk wurde nun in das Keyboard eingebaut und einigen weiteren Tests unterzogen. In der Abbildung zu sehen ist das geöffnete Keyboard mit dem Diskettenlaufwerk vorne rechts in der Abbildung.
Die vom Keyboard auf die Diskette geschriebenen Daten in Form von Sequenzerdateien und Rhythmusbegleitungen konnten später einwandfrei ausgelesen werden.