Was macht man heute noch mit so einem tragbaren Minifernseher wie diesen hier? Fernsehen? Das dürfte gleich aus mehreren Gründen schwierig werden. Erstens wurde das analoge Fernsehen in Deutschland bereits lange abgeschaltet. Schon vor mehr als zehn Jahren erfolge die schrittweise Umstellung des terrestrischen Fernsehens von analog nach digital (DVB-T). Auch der Kabel- und Satellitenempfang ist heute auf digitales Fernsehen (DVB-C und DVB-S) umgestellt. Um ein Fernsehgerät wie dieses hier überhaupt mit Signalen speisen zu können und um damit ein Bild auf den Schirm zu bekommen, benötigt man entweder eine Videoquelle mit Modulator wie einen Videorekorder oder ein direkt in das Fernsehgerät eingespeistes Videosignal, wenn es über einen entsprechenden AV-Eingang verfügt. AV steht hier für Audio und Video. Die Bild- und Tonsignale werden also getrennt eingespeist und über das Gerät wiedergegeben. Ganz anders war das beim analogen Fernsehen, bei dem beide Signale gemeinsam über die Antenne mithilfe eines Trägers empfangen wurden oder beim Videorekorder mit HF-Ausgang (Hochfrequenz, entspricht hier dem Antennensignal), der ein vom TV zu empfangendes Signal abgibt. Das Videosignal enthält dagegen nur die Bildinformation. Es wird oft auch als Composite Video oder FBAS bzw. BAS-Signal bezeichnet, wobei FBAS zusätzlich die Farbinformation enthält, was bei diesem Fernsehgerät hier keine Rolle spielen dürfte. Leider besaß dieses Gerät hier keinen entsprechenden Eingang, sodass vom Hersteller aus lediglich der Weg über die Antenne oder einen zusätzlichen Antennenanschluss in das Gerät führte. Es gibt aber bei den meisten Fernsehgeräten die Möglichkeit, einen zusätzlichen Anschluss für Audio und Video nachzurüsten. Das macht dann Sinn, wenn der Fernseher mit einer Videokamera, einer Spielekonsole oder einen DVD-Player verbunden werden soll. Um diesen Umbau vornehmen zu können, ist natürlich ein Eingriff in das Gerät nötig. Es geht darum, die interne Verbindung vom Empfangsteil zum Videoverstärker für die Bildröhre zu finden und diese (zeitweise per Schalter ) zu trennen, um hier ein externes Signal einzuspeisen. Gleiches gilt für das Tonsignal, das getrennt dem Gerät zugeführt und schließlich über den NF-Verstärker und Lautsprecher wiedergegeben wird.
Das Bild zeigt das geöffnete TV-Gerät. Da es sich nur um ein Schwarz-Weiß-Fernsehgerät handelt, ist der Aufbau relativ übersichtlich. Es fällt hier natürlich direkt die kleine 5,5-Zoll-Bildröhre auf, die den größten Teil des Gerätes in Beschlag nimmt. Bei Arbeiten an solchen Geräten sollte beachtet werden, dass hier sehr hohe Spannungen auftreten und der Umbau nicht ganz ohne Gefahren stattfinden kann. Solche Umbauarbeiten sollten daher nur von entsprechend ausgebildeten Leuten oder solchen mit den notwendigen Kenntnissen durchgeführt werden. Im Vordergrund zu sehen ist übrigens der Zeilentransformator (hier auch als Diodensplittrafo oder DST-Zeilentransformator bezeichnet). Er ist über ein dickes rotes Kabel mit dem Anodenanschluss an der Bildröhre verbunden. Hier ist Vorsicht angebracht, denn an diesem Anschluss liegen mehrere tausend Volt Spannung an, wenn das Gerät in Betrieb ist, und auch nach dem Ausschalten kann hier noch eine lange Zeit eine Spannung anliegen.
Hier ist das Fernsehgerät während eines Probelaufs mit angeschlossenem Videorekorder zu sehen. Das Wiedergabesignal wurde über den Antennenanschluss mithilfe eines im Videorekorder eingebauten Modulators eingespeist. Die Bildqualität ist dementsprechend. Der schwarze Balken oben im Bild entstand übrigens beim Fotografieren und war beim Betrieb und direkter Ansicht nicht zu sehen.
Bei genauerem Hinschauen stellte sich heraus, dass das Gerät bereits für den Anschluss externer Audio- und Videosignale vorbereitet ist. Entsprechende Einbaustellen auf der Hauptplatine des Gerätes sind schon vorhanden. Wie in der Abbildung zu sehen (grüne Markierung), sind diese Anschlüsse sogar schon beschriftet. Anscheinend wurde bereits vom Hersteller der Einbau zweier Cinchbuchsen vorgesehen. Auch der Platz für einen Umschalter zwischen Fernseh- und AV-Betrieb ist vorhanden. Hier wurden einfach zwei Drahtbrücken eingelötet, sodass das Gerät in Dauerstellung für den Fernsehbetrieb war.
Hier sind die Einbaustellen noch besser zu sehen. Alleine mit dem Einbau zweier Cinchbuchsen und dem Umschalter war es allerdings nicht getan. Auf der Platine sind Plätze für zusätzliche Bauteile vorgesehen, wie in der Abbildung auch zu sehen ist. Um den AV-Betrieb zu ermöglichen, mussten einige Widerstände sowie ein Elektrolytkondensator eingesetzt werden.
Dies ist das Schaltbild eines ähnlichen Gerätes (Vergrößerung durch Anklicken des Bildes). Leider bekam ich für diesen Fernseher hier nicht das passende Schaltbild. Die Geräte aus dieser Zeit sind aber oft sehr ähnlich aufgebaut. Lediglich die ganz alten Schwarz-Weiß-Geräte aus den siebziger und achtziger Jahren dürften sich im Aufbau von diesem Gerät hier deutlich unterscheiden. Für die Signalverarbeitung wurden mehrere ICs eingesetzt. Eines davon trägt die Bezeichnung CD5151CP. Das Videosignal vom Empfangsteil wird über den Pin 5 (1) dieser integrierten Schaltung an den Videoverstärker weitergeleitet, nachdem es den hier bereits vorhandenen Umschalter zwischen Fernseh- und AV-Betrieb (2) durchlaufen hat. Der Videoverstärker besteht aus einem Transistor (4). Dieser verstärkt das Videosignal (nicht das Tonsignal) und gibt es schließlich an die Bildröhre (6) weiter. Der Audioverstärker (5) befindet sich oben rechts in der Abbildung. Wie schon erwähnt, entspricht die Schaltung nicht ganz diesem Gerät hier. Allerdings ist der Aufbau sehr ähnlich. Am Audioeingang habe ich zusätzlich einen Widerstand mit 1 Kiloohm eingesetzt, um das Eingangssignal etwas abzuschwächen. Ob das notwendig ist, hängt vom Pegel des Eingangssignals ab.
Hier ist die Lötseite der Hauptplatine zu sehen. Der Einbau der zusätzlichen Bauteile (Cinchbuchsen, Schalter, Elko und Widerstände) war kein Problem, nachdem die beiden Lötbrücken entfernt wurden. Vor dem Umbau wurde ein erster Probelauf durchgeführt und ein Audio- sowie Videosignal nach dem Durchtrennen der Lötbrücken in das Gerät eingespeist. Nachdem das problemlos funktionierte, konnte der Umbau stattfinden.
Die Cinchbuchsen und der Schalter konnten aus alten Geräten gewonnen werden. Es lohnt sich doch immer, einige alte Platinen zu horten, die viele Bauteile beinhalten, die man sonst teuer kaufen müsste. Hier wurden die Bauteile bereits eingebaut.
Durch den Umbau wurde die Bildqualität deutlich besser, auch wenn das auf diesem Bild hier nicht so gut zu erkennen ist. Die Bildschärfe ist jetzt wesentlich besser, außerdem kann dieses Fernsehgerät so wesentlich vielseitiger genutzt werden, da heute die meisten Geräte nur noch Videosignale bereitstellen, sofern sie überhaupt analoge Bildsignale liefern. Man könnte ein solches Fernsehgerät durch den Umbau als Überwachungsmonitor oder für ähnliche Zwecke einsetzen. Zwar gibt es dafür auch Flachbildschirme in kompakter Bauform, aber der Umbau war trotzdem ein interessantes Projekt, um ein solches Gerät noch weiterhin nutzbar zu machen. Übrigens ist bei AliExpress tatsächlich ein Bausatz für ein ähnliches Gerät erhältlich. Es wird ein Gehäuse mit eingebauter Bildröhre geliefert. Die ebenfalls im Bausatz enthaltene Hauptplatine muss komplett mit allen Bauteilen bestückt werden. Das wäre sicherlich ein interessantes Bauprojekt. Allerdings ist es fraglich, ob ein solches Gerät als Bausatz zu einem solchen Preis verkäuflich ist, zu dem noch weitere Kosten durch Versand und Zoll kommen dürften. (Link: https://de.aliexpress.com/item/1782606924.html)